Heute ist der dritte Tag unseres Kurzurlaubs in Butuceni. Da wir im ECO Resort Butuceni mit einem Schwimmbecken, einem Whirlpool und weiteren Freizeitmöglichkeiten sind, beschließen wir, dass ich heute allein eine Wandertour durch das Naturschutzgebiet Trebujeni mache, während sich meine Familie im ECO Ressort entspannt. Und so starte ich nach dem Frühstück, während meine Familie den Badespaß genießt.
Ich gehe hinauf zum Glockenturm, über den Bergrücken hinab zur Straße in Richtung Trebujeni. Diese sind wir bereits gestern auf dem Rückweg unserer ersten Wandertour gegangen. Also ist mir die Strecke bekannt und gehe froh gelaunt mit Sonnenschein von oben nach Trebujeni. Zwangsläufig geht’s dieses Mal den Aufstieg hinab ins Dorf. In Trebujeni stoppe ich an einem kleinen Laden und mache dort eine Pause mit einem kühlen Getränk.
Und danach geht es weiter. Die Straße hoch durch den Ort, bis ich an die Grenze des Dorfes komme. Dort sehe ich ein verlassenes Restaurant. Valea Lupului heißt es. Eigentlich ein wunderschönes Gebäude mit einem ebenso schönen Gelände. Doch sicherlich gibt es bis heute noch keine Möglichkeit, dieses für einen wirtschaftlichen Erfolg zu aktivieren. Die Lage ist super. Auf dem nachfolgenden Gelände werden auch jährlich Musikfestival abgehalten. Vielleicht bietet sich ja die Möglichkeit für die Eigentümer oder Interessierte, wenn der Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung weiter fortschreitet. Wollen wir hoffen, dass die derzeitige Politik auch ab dem nächsten und übernächsten Jahr in Moldova den Takt angeben.
Ich passiere nun das große freie Gelände, welches mir einen Ausblick auf die Berge ringsherum bietet, und erreiche den Fluss Răut, welchen ich ganz in Ruhe überquere. Er schlängelt sich genüsslich durch das Tal. Ja, bei diesem Fluss kann man wirklich sagen, dass er sich »schlängelt«. Im gesamten Tal von Orheiul Vechi macht einen Schlenker nach rechts und dann wieder einen nach links, um danach wieder nach rechts zu fließen. Schön ruhig liegt er in seinem Flussbett und gibt mir etwas von seiner Ruhe und Gemächlichkeit ab. Ich genieße es.
Kurz danach, an einem Brunnen, mache ich Rast. Ich setze mich auf einen Stein neben dem blauen Brunnen und schaue in die Ferne. Das Hellblau ist übrigens eine Farbe, die das Aussehen im ganzen Land prägt. Tore, Zäune und auch Brunnen und vieles mehr sind in dieser Farbe gestrichen. Mit meinem kleinen Snack und dem Wasser, was ich bei mir habe, stärke ich mich, um wieder aufzusteigen in den Wald. Er liegt vor mir und »ruft« mich.
Es ist ein wunderschöner Herbstwald. Die Bäume zeigen ihre Farbenpracht und wollen mir sagen, wie gut es mir im Wald geht. Ich liebe den Wald, die Bäume und die gesamte Natur. Es sollte uns Menschen klar sein, dass die Natur ohne uns Menschen weiter leben kann, aber wir Menschen können nicht ohne die Natur überleben. Machen wir uns dessen bewusst und tun alles dafür, die Natur zu bewahren – egal was es kostet. Denn dies kann man nicht mit Geld aufrechnen. Zumal Geld nichts Natürliches, sondern ausschließlich eine Erfindung des Menschen ist, um das Leben zu vereinfachen und nicht zu zerstören.
Oben angekommen kann ich den Blick über das Tal in Richtung Trebujeni genießen. Ich verfolge den Weg mit meinen Augen, den ich noch Stunden zuvor gegangen bin. Majestätisch sind die Hügel und anmutig der Fluss, der sich an ihnen vorbeischlängelt. Eine Bank lädt mich ein, eine Pause zu machen. Und das mache ich auch! Die Zeit hier in der Natur ist wertvoll. Sie ist keine, sie ist nie eine verschwendete Zeit. Zeit, ja die Einteilung in Stunden und das »sinnvolle« Nutzen der Zeit oder besser »wirtschaftliche« Nutzen der Zeit, ist auch nur eine Erfindung der Menschheit. Ob es notwendig, also sinnerfüllend ist? Diese Frage lasse ich hier mal offen stehen.
Nachdem ich hier aufgetankt habe, mache ich mich weiter auf den Weg, über einen großen Acker, auf dem Mais angebaut wurde, in Richtung Eingang zum Kultur-Naturschutzgebiet »Orheiul Vechi«. Kurz darauf erreiche die Aussichtsplattform, von der man über das Tal nach Butuceni schauen kann. Ich sehe den großen Parkplatz vor dem Museum, wo alle Besucher ihr Fahrzeug abstellen müssen. Den in Butuceni dürfen nur die Anwohner hineinfahren. Das macht den Ort so wertvoll und interessant.
Der Weg führt mich nun wieder nach unten in Richtung meines Ferienortes Butuceni. Ich mache noch eine kurze Pause am Museum, wo ich die Ausstellung zu den Funden in dieser Gegend bestaune. Archäologische Funde weisen auf eine Besiedelung seit der Altsteinzeit hin, die auf etwa 500.000 bis 100.000 v. Chr. datiert wird. Im Museum gibt es auch Funde zu Siedlungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur. Und auch die Goldene Horde, ein mittelalterliches mongolisches Großreich, war hier sesshaft gewesen, bis der schwarze Tod, die Pest, sie schwächte und das Heer der Kiewer Rus sie 1380 vernichtend geschlagen hat.
Über den Bergrücken neben dem Fluss Răut gehe ich dann wieder zum Glockenturm, um von dort aus nach unten ins Dorf zu wandern. Angekommen in meiner Unterkunft blicke ich zufrieden auf einen Wandertag zurück. Nach einer auffrischenden Dusche gehen wir, meine Familie und ich, ins Restaurant vom ECO Ressort, um die moldauischen Spezialitäten zu genießen.
(Mit einem Klick auf die nachfolgenden Fotos kannst du dir die Tour bei Komoot ansehen.)