Freitagnachmittag, 14. April 2023, Wochenende und Urlaubsbeginn und dann noch 20 C° warm. Die beste Voraussetzung für einen kleinen Spaziergang durch Chișinău. Also habe ich mich spontan dazu entschlossen zum Parcul Valea Morilor zu gehen, einer der vielen Parks in Chișinău. Gestartet bin ich auf dem Ostermarkt an der Kathedrale im Zentrum der Stadt. Am Sonntag ist das orthodoxe Osterfest in Moldova und da gibt es traditionell einen Ostermarkt auf dem man sehr viele leckere Sachen kaufen kann. Die Osterbrote werden hier in großer Menge angeboten.

Kurz danach erreichte ich den Triumphbogen, Arcul de Triumf. Sein eigentlicher Name lautet Heiliger Bogen, im rumänischen Porțile Sfinte. Auch hier wurde österlich geschmückt mit großen Ostereiern, die im Dunkeln leuchten werden, und aus kräftig grünen Pflanzen wurde ein großes Klavier mit zwei Engeln rechts und links aufgestellt.

Schräg gegenüber vom Arcul de Triumf steht die Statue des großen Nationalhelden und Heiligen Stefan cel Mare. Die Zeit seiner Regentschaft wird auch als die Blütezeit des Fürstentums Moldau angesehen. In den 47 Jahren seiner Regierungszeit errichtete Stefan cel Mare 44 Kirchen und Klöster in seinem Fürstentum. Sie zählen zu den berühmten Moldauklöstern, die sicherlich auch zu Wandertouren einladen. Durch den Park Stefan cel Mare setzte sich mein Spaziergang fort. Ich ging durch die Aleea Clasicilor, ein Weg, an dem links und rechts die Büsten Klassiker der rumänischen Literatur stehen: Mihai Eminescu, Ion Creanga oder Dimitrie Cantemir um nur einige zu nennen. Dimitrie Cantemir war nicht nur ein großer Gelehrter des rumänischen Humanismus, der elf Sprachen beherrschte, sondern er war 1693 und 1710 – 1711 Woiwode des Fürstentums Moldau.

Doch genug der Geschichte! Weiter auf meinen kleinen Freitagnachmittagsspaziergang (ist ein langes Wort geworden) auf der Straße Mitropolit-Gavriil-Bănulescu-Bodoni, ein Straßennamen, mit dessen Aussprechen ich mich sehr schwer tue. Auf dieser Strecke sah ich schon von weitem den nächsten Wegpunkt: den historischen Wasserturm. An dieser Kreuzung bin ich auf eine kleine Karte aus Messing gestoßen, die im Gehweg eingelassen ist. Hier kann der Besucher sehen, welche Sehenswürdigkeiten sich in der Nähe befinden. Hier las ich dann auch den Namen meines geplanten Zieles für diesen Spaziergang.

Diese Ziel war auch nicht mehr weit und ich gelangte zu einem der vier Eingänge des Parks Valea Morilor, zu deutsch Tal der Mühlen. Der Eingang befindet sich nicht unweit vom Wasserturm entfernt und führte mich direkt zu der Kaskadentreppe mit seinen 218 Stufen. Stufe für Stufe bin ich dann hinunter zum See gegangen. Und es bot sich mir ein herrlicher Blick über den See an. Leider hatte ich an diesem Tag keine Zeit, um den See herum zu gehen. Aber das werde ich in Kürze nachholen.

Also ging ich weiter hoch zum Grünen Theater, mit über 5.000 Sitzplätzen das größte Freilichttheater Europas. Es war geschlossen. Klar! Die Saison hat wohl noch nicht begonnen, so dass ich nur vom Tor aus hineinsehen und nicht hinein gehen konnte. Aber kein Problem, auch das werde ich nachholen.

Vom Theater aus führte mich mein Weg dann über die Straße Alexandr Pușkin wieder in das Zentrum zurück. Zum Abschluss genoss ich noch einmal ein wenig Geschichte im Historischen Zentrum von Chișinău. Bei Straßenarbeiten haben die Bauarbeiter auf der Straße 31. August ein altes Straßenpflaster aus den Jahren 1868 – 1870 freigelegt. Die Bauarbeiten wurden daraufhin gestoppt und einheimische Archäologen, Spezialisten aus Rumänien und Kulturerbeexperten aus Straßburg wurden zu Rate gezogen. Um dieses Kulturerbe zu bewahren, wollen die Stadtväter den Straßenabschnitt der Straße 31. August zwischen den Kreuzungen Alexandr Pușkin und Mitropolit-Gavriil-Bănulescu-Bodoni als Fußgängerzone einrichten. Ich denke, das ist eine gute Entscheidung und fördert die Entwicklung der Stadt. Autoverkehr hat Chișinău mehr als genug!

(Mit einem Klick auf die nachfolgenden Fotos kannst du dir die Tour bei Komoot ansehen.)