Wann beginnt für dich eine Wanderung? Beginnt sie mit dem ersten Schritt samt Rucksack? Oder beginnt sie mit dem Start der Wanderapp, deren freundliche Stimme dir den Weg zeigt? Für mich beginnt eine Wanderung auf jeden Fall schon mit dem ersten konkreten Gedanken daran. Und das ist für mich spätestens der Moment, in dem ich den Termin für meine Tour festlege. Seit diesem Zeitpunkt habe ich immer wieder die Momente der Freude auf die Wandertour. Und so beginnt dann auch die Wanderung für mich schon ab diesen Zeitpunkt. Diese Ge(h)danken habe ich vom Jakobspilgern mitgenommen.

Bei der heutigen Wanderung ist mir dies noch einmal so richtig bewusst geworden. Gestern starteten wir, ein Freund und ich, um 16:00 Uhr wieder einmal Richtung Schmallenberg. Wir sind gerne in dieser Gegend zum Wandern, sodass wir auch mindestens einmal im Jahr hier hinfahren. Anders als bei den letzten Touren haben wir uns diesmal nicht in Oberkirchen, sondern in Schanze einquartiert. Genauer gesagt waren wir im Landschaftsgasthaus Schanze 1.

Angekommen, eingecheckt, Gepäck auf’s Zimmer gebracht, Anmeldezettel ausgefüllt, wieder nach draußen gegangen und die Anmeldung abgeben. Draußen stand unser Vermieter und unterhielt sich mit Gästen seines Hauses bei einem Bier. Ich nahm mir ebenfalls ein Bier aus dem Kühlschrank. Die Anzahl der Getränke, die man verzehrt, wird aufgeschrieben und die Kosten werden später zusammen mit der Hotelrechnung beglichen. Ganz einfach und unkompliziert. So stand ich da und kam sofort ins Gespräch mit den dreien. Auch mein Wanderkumpel kam etwas später dazu, nahm sich ebenfalls ein Bier und stieg ins Gespräch mit ein. So begann der erste Tag unseres Wanderwochenendes, draußen vor dem Hotel in geselliger Runde.

Und es blieb nicht bei einem Bier! Weitere Biere folgten! Bis in die Abendstunden standen wir, vor dem Regen geschützt, unter einem Vordach der Hütte vor dem Hotel. Gespräche über Gott und die Welt begleiteten uns den Abend durch. Wir kannten uns zwar erst ein paar Stunden, aber wir hatten wohl alle das Gefühl, dass wir uns schon ewig kannten. Mit einem sehr wertvollen Abend begann unsere Wandertour, denn

der Anfang liegt vor dem Start.

Der Wecker klingelt. Aufstehen! Aus dem Fenster sehen und staunen! Nach den vielen Regentagen der letzten Woche(n) haben wir heute einen etwas sonnigeren Tag. Große Teile des Himmels sind blau und – ja – es gibt auch ein paar Wolken. Schnell die Zähne putzen, duschen und anziehen. Gestern Abend haben wir uns zu 09:00 Uhr zum Frühstück verabredet. Also schnell die Treppe hinunter und in den Frühstücksraum. Dort wartet ein reich gedeckter Tisch auf uns Vier. Mit vielen guten Gesprächen und einigen Witzen beim Frühstück beginnt unser Tag, an dem wir gleich los wandern werden.

Doch zuvor verabschieden wir unsere neu gewonnen Freunde, die leider nicht bis morgen in Schanze bleiben können. Aber wir werden, wie sich heute Abend zeigen wird, in Verbindung bleiben. Denn wir wollen uns hier gemeinsam wieder treffen. So startet ihr PKW, wir winken, nehmen unseren Rucksack und gehen los in Richtung Rothaarsteig, den Weg der Sinne, wie wir kurze Zeit später lesen werden.

So passieren wir als Erstes auf dem Waldskulpturenweg die erste Skulptur, den Krummstab. Der Künstler Heinrich Brummack ließ sich bei der Erstellung seines Kunstwerkes von einem Zitat Martin Luthers leiten: „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse“. Ein Zitat, was heute sicherlich/hoffentlich auch noch seine Gültigkeit hat.

Wir gehen weiter über den Rothaarsteig an der Grenze vom Sauerland zu Wittgenstein, von Nordrhein-Westfalen zu Hessen. Wie wir feststellen ist dies nicht nur eine geografische Grenze, sondern auch (wie so oft in Deutschland) eine Sprachgrenze. So gelangen wir zu der Hängebrücke, die unter uns schwingt, die uns in Schwingungen bringt. Ich habe ein Foto der Brücke als Beitragsbild ausgewählt, da wir mit diesen Schwingungen unseren Weg weiter hinunter ins malerische Dorf Latrop gehen. Im Restaurant Zum Grubental machen wir eine Pause und genießen eine deftige Brotzeit, damit wir im Anschluss auch gestärkt weiter wandern können. Denn von nun an geht’s bergauf.

Nach einigen Kilometern stetigen Aufstiegs erreichen wir die Almhütte in Schanze. Bei einer letzten Pause mit einem Apfelstrudel und Vanillesoße genießen wir bei schöner Aussicht die in Kürze ausklingende Wandertour. Sie endet mit einem guten Essen am Hotel. Und voller Freude nehmen wir die Nachricht unserer neuen Freunde per WhatsApp wahr, die sich nach dem Verlauf unseres Tages erkundigen. Ein schöner Abschluss eines schönen Tages.

Wir waren schon oft in dieser Gegend zum Wandern gewesen und doch war es jedes Mal ein wenig anders, auch wenn die Wanderwege oft die gleichen waren. Aber ich glaube, wenn man in dem Bewusstsein startet, dass eine Wandertour ihren Anfang vor dem Start hat, dann bietet jede Tour etwas Einzigartiges, was der Wanderer/die Wanderin für sich mitnehmen kann.

(Mit einem Klick auf die nachfolgenden Fotos kannst du dir die Tour bei Komoot ansehen.)