Nach langer Zeit schreibe ich hier wieder über eine meiner Wandertouren. Nicht, dass ich in der Zwischenzeit keine gemacht habe, ich hatte meine Gedanken im letzten Jahr nicht hier im Blog gehabt. Vielmehr kreisten sie um ein anderes Projekt: Moldova.

Zurzeit sind wir in Moldova, einem kleinen Land umgeben von Rumänien im Westen und der Ukraine im Norden, Osten und Süden – das kleine Land mit dem großen Herzen. Und es ist auch ein Land viel mit Kultur und gutem Wein. Kulturelle Stätten wie Orhei Vechi, Soroca oder Țipova (um nur wenige zu nennen) laden zum Verweilen und auch zu schönen Wandertouren ein.

Doch meine erste Wandertour führte mich nicht zu den (alten) Kulturstätten sondern zu einem Weingut. Besucht habe ich das Weingut Chateau Cojușna der Firma Migdal-p. Meine Tour startete ich am Ortsrand von Trușeni, ein Dorf das man gut mit dem Trolleybus Linie 34 von Chișinău erreichen kann.

Angekommen, Rucksack auf dem Rücken und los ging’s. Nach einigen Metern daran gedacht, Komoot, meine elektronische Wanderkarte, einzuschalten. Dann führte mich die nette Stimme von Komoot meines Weges. Zuerst legte ich gut 1½ Kilometer durch das Dorf zurück. An einem Brunnen konnte ich meine Wasserflasche mit frischem Brunnenwasser auffüllen, bevor es dann in die Natur hinaus ging. Ein wenig bergauf durch Obst- und Weinplantagen gelangte ich zum Ausblick auf das Dorf Cojușna. Wunderschön lag es vor mir. Ich stellte mir vor, wie es hier in ein paar Wochen mit dem frischen Grün des Frühlings aussehen wird.

Weiter ging ich und es ging bergab. Ich wusste überhaupt nicht, dass Moldova so große Steigungen hat, die ich auch etwas in den Beinen spürte. Naja, nach dem Winter und dem NICHT-Wandern war das auch nicht verwunderlich. Also los ging’s bergab ins Tal. Vorbei an kleinen Weingütern von Hobbywinzern. Wobei ich fast der Meinung bin, dass jede Moldauerin und jeder Moldauer, die ein kleines Feld mit Weinstöcken bewirtschaften, nicht nur Hobby-Winzer sind. Denn der Wein und seine Herstellung gehört zum Leben der Menschen in Moldova.

Das wird auch durch die große Weinanbaufläche in Moldova deutlich. Moldova mit seinen 33.843 km2 ist etwas kleiner als Baden-Württemberg. Dabei beträgt die Fläche der drei Weinregionen IGP Codru, IGP Ștefan Vodă und IGP Valul lui Trian in Moldova zusammen 122.000 ha (Stand 2020), während die Fläche der beiden Weinanbaugebiete Baden und Württemberg in dem Bundesland zusammen 27.300 ha (Stand 2020) .

Doch weg von der Statistik und hin zu meiner Wandertour, die allerdings genau dort landete, worüber ich soeben geschrieben habe: der Weinanbau und die Weinherstellung. Ich bin im Chateau Cojușna angekommen. Ein herrliches Anwesen lud mich zu einem Essen im Restaurant und einer Besichtigung der Weinkellerei ein. Natürlich habe ich dort auch zwei Flaschen Wein für zuhause mitgenommen – einen Wein aus den beiden Rebsorten Cabernet Sauvignon und Feteasca Neagra. Ich liebe die autochthonen Rebsorten Moldovas wie die Feteasca Neagra.

Nach der Pause im Chateau ging ich dann weiter zum See Ghidighici, an dem viele Angler ihre Zeit verbrachten. Ein See mit einem Strand, der sicherlich in der Vergangenheit auch bessere Tage gesehen hat. Dennoch war der Blick über den See schön.

Und wie das so mit den Seen einmal ist, sie liegen nicht auf der Spitze eines Berges sondern im Tal. Das bedeutet für mich, bergauf zu gehen, worüber ich mich nicht gewundert hatte, da ich anfangs ja lange bergab gegangen bin. Die Stimme von Komoot führte mich meines Weges. Doch der geplanten Tour konnte ich nicht immer folgen. Eingezeichnete Wege waren auf einmal versperrt und ich musste kurzfristig umplanen. Kurz vor Trușeni ging es dann durch eine Plantage von Kirschbäumen mit einem freundlichen Bună ziua an die Besitzerin, die gerade ihre Bäume auf die nächste Saison vorbereitete. So kam ich dann wieder in Trușeni an, wartete auf meinen Trolleybus Nr 34 und fuhr heim nach Chișinău.

(Mit einem Klick auf die nachfolgenden Fotos kannst du dir die Tour bei Komoot ansehen.)